Mazda CX-60 Homura 3.3 Diesel - Right-Sized
Mazda CX-60 Homura 3.3 Diesel
Worum gehts?
Der Diesel ist tot, Volkswagen und Co. haben ihn mit einem Skandal dahingemeuchelt. Er ist ist ein rauchiger, russiger und dreckiger Geselle, welcher die Umwelt aus vollen Rohren vom Planeten fegt. Und überhaupt, ein Diesel macht keinen Spass, klingt wie ein Trecker und zieht kein Schnitzel vom Teller. Bla. Bla. Das ist alles Schnee von gestern, der da auf dem Mount Fuji liegt.
Stabil. 2870mm bringen Ruhe in den Geradeauslauf.
Man muss Mazda einfach lieben, dafür dass man sich in Hiroshima dazu entschieden hat, dem Diesel ein Denkmal zu setzen. Und allen anderen Herstellern zu zeigen, dass es geht. Dass man sich all diese Klischees mit den langen Bärten stellt und diese Diskussion ein für allemal zu beenden. Aber wie haben die das gemacht? Sie haben einen 3.3 Liter grossen Diesel entwickelt, ihn mildhybridisiert und damit vor allem die deutschen Hersteller ein wenig blass aussehen lassen. Mit Bravour.
In Japan hat man grundsätzlich nix gegen Downsizing. Allerdings wäre es auch falsch, hier von einem Upsizing-Motor zu sprechen. Mazda nennt dies Right-Sizing. Soll heissen, die Dimensionen der Maschine sind auf das Optimum getrieben, damit hier nicht nur alles möglichst effizient abläuft, sondern auch noch genügend Leistung generiert. Deswegen 3.3 Liter. Nicht 3.0, nicht 3.5 und schon gar nicht zwei, das macht ja sowieso jeder. Ausser im Mazda 3. Dort als Selbstzünder Benziner. Soll keiner sagen, bei Mazda kümmere man sich nicht um den berühmten Blick über den Tellerrand.
Woher kam's?
Als die ersten Meldungen kamen, dass Mazda einen Sechszylinderdiesel in der Entwicklung hat, dachte ich erst an irgendwelche Trucks, welche den asiatischen Märkten und vor allem der Landwirtschaft und den asiatischen Märkten vorbehalten waren. Dass sie diesen dicken Selbstzünder in ein Fullsize-SUV reinpacken, welches dann auch bei uns hier angeboten wird, hinterliess mich fragend. Sind die verrückt? Wer kauft denn sowas? Das kann ja nix werden. Alle wollen mindestens PHEVs, wo asthmatische Vierzylinderbenziner von einem E-Motor so lange zur Hand genommen werden, bis sie dann bei Höchstdrehzahl auch noch ihr letztes Pferd aus der Kurbelwelle prügeln können.
Lange Motorhaube für sechs längs verbaute Zylinder.
Es folgte die Fahrpremiere in der Türkei. Einer unserer Redaktoren war sichtlich begeistert von dem dicken Japaner und das will was heissen, der Mann hat über 30 Jahre Erfahrung in der Branche und sein Urteil ist durchaus respektiert. Der CX-60 war also plötzlich ein Thema mit Potential. Und dann hat unser Veteran es auch noch geschafft, Mazda einen Dauertester für ein Jahr aus dem Kreuz zu leiern. Wir mussten es einfach schaffen, irgendwie 50'000 Kilometer auf den Japaner zu spulen. Ja OK, dann tun wir das mal. Wir fassen bei Mazda Schweiz einen CX-60 mit 254 PS in der Homura-Ausstattungslinie aus. Nice.
Wo ging der Sprit in die Luft?
"Unser" CX-60 musste Nehmerqualitäten beweisen. Das Auto hat den harten Redaktionsalltag zu spüren gekriegt. Und zwar in der alpinen Schweiz, auf den Autobahnen Deutschlands und wo es gerade etwas zu tun gab. Auch ich habe den Mazda des Öfteren mit Studioequipment vollgepackt. So gesehen hat der wuchtige Japaner so ziemlich alles im Schnelldurchlauf gesehen, was in so einem Autoleben über die Bühne geht. Kurzstrecke, Langstrecke, Gelände, Schnee, Dreck, Kindersitz und Brennholz.
Eine Burg von Auto vor der Burg.
Thema Kindersitz. Da hakt es beim Mazda wie bei den meisten anderen Herstellern auch. Klappt man die grösseren zwei Drittel der Rücksitzbank um, dann kommt man kaum mehr an das Gurtschloss ran, wenn ein isogefixter Recaro eingebaut ist. Mal schnell das Kind aus dem Auto holen, wenn es ein menschliches Bedürfnis erst kurz vor zu spät kommuniziert? Is nicht.
First Contact
Ich kam gerade von einem Reifentest aus Frankreich zurück und durfte das erste Mal den CX-60 mit nach Hause nehmen. Vor allem, um die allerersten Fotos zu schiessen. Keyless-Entry, Close und -Go sei Dank darf der Schlüssel dann auch in der Hosentasche bleiben. Ich werde begrüsst durch ein sehr gut riechendes Interieur und der Frage des Infotainments, wer ich denn sei? Der CX-60 bietet eine Gesichtserkennung, merkt sich also die Einstellung von Sitz, Lenksäule und Spiegel mittels des Scans der Fahrervisage. Das klingt vielversprechend, im Laufe der Zeit haben wir aber festgestellt, dass das ein Gimmick ist, welches kein Mensch oder Schwein braucht. Abgesehen davon, das Auto macht noch vor der ersten Fahrt eine Menge Eindruck. Design? Sehr schön. Innenraum? Super. Motorstart? Oh geil. Das klingt nach einer seidigen Form von Macht. Macht Bock.
Um die Ecken flitzen ist nicht so das Ding des CX-60. Dafür ist die Lenkung zu weit übersetzt.
Interieur
Eieiei. Japaner haben je nach Herstellerwurzeln eine eher differenzierte Einstellung zu der Qualität eines Innenraums. Und so viel dazu, Mazda hat da eine ganz klare Philosophie. Nicht nur, dass sie quasi den Zen-Faktor eines Fahrzeuginnenraums neu erfunden haben, sie prügeln die Qualität der Verarbeitung und Materialien auf ein ganz anderes Level, nicht nur für asiatische Verhältnisse des Autobaus.
Knöpfe, Drehsteller, mechanische Fahrstufenwahl. Klick, klonk und Ratsch. Das alles aber sehr leise.
Der Geruch ist das Erste, was man so mehr oder weniger bewusst wahrnimmt. Und ich kann mich an den Geruch dieses Innenraums ohne weitere Anstrengung erinnern. Hier roch es gut, hochwertig und der Duft wäre auch einem deutschen Luxussportwagen ausgezeichnet gestanden. Aber die riechen mittlerweile nach Möbelhaus und Karotten.
Endlich mal kein schwarzes Plastik. Nice!
Heizen, Kühlen, Blasen. Mit physische Knöpfen. Danke!
Ich muss mich also immer wieder daran erinnern, ich sitze in einem Japaner. Und nicht in einem Lexus für 100 Kilo plus oder einem X5 für 120 Tonnen. Das hier ist ein Auto für weit unter den 100 Kilo. Trotzdem, dass "unsere" Konfiguration in schwarz und Alu gehalten ist, sieht das verdammt gut aus. Und es fühlt sich extrem angenehm an. Ja, man erwischt sich ab und an dabei, wie man die Hand an der Mittelkonsole ruhen lässt und anfängt, die Lederwange und deren Ziernähte zu streicheln. Weil es sich so verdammt kuschelig anfühlt. Der seidige Charakter des Motors setzt sich überall da fort, wo man mit seinen Wurstfingern gerne mal hingrabbelt. Haptisch ist der CX-60 ein ganz anschmiegsamer Geselle.
Schaut mal genau hin, liebe Mitbewerber. Weiches Leder wo man hinlangt. Mit Ziernähten.
Der Detailgrad scheint auf den ersten Blick vernachlässigbar. Und das haben erste Blick so an sich, man sieht einfach nicht alles. Auf den zweiten Blick sieht man dann doch Kontrasziernähte, Metall, welches nicht nur aussieht wie Metall, sondern auch welches ist. Und eine clevere Ergonomie, welche man auch erst auf den zweiten oder dritten Blick erkennt. Nämlich dann, wenn man merkt, dass man eben nichts gemerkt hat, alles dort ist, wo man's vermutet und sich so bedienen lässt, als ob man auf Autopilot unterwegs wäre. DAS sind Dinge, welche so manchen Hersteller scheitern lassen. Mazda macht das ganz einfach. Und der Alltag im 60er gibt den Japanern da absolut recht. Es funktioniert. Alles. Logisch.
Man darf dem CX-60 aber auch eine Form von Kritik zukommen lassen. Dass er in vielerlei Hinsicht der Innenraumergonomie in der Vergangenheit lebt. Das mag für den einen ein Manko sein, für den anderen ist es ein Schritt (zurück) in die richtige Richtung. Sei es zum Beispiel das Infotainment, welches durch Drück- und Drehsteller bedient wird. Das mag nicht mehr zeitgemäss sein, aber von der Ergonomie her ist dies, zumindest nach meinem eigenen bescheidenen Empfinden, immer noch intuitiv, blind zu bedienen und bedarf nur einer kurzen Eingewöhnungszeit. Und so mancher mag, wie wir zuerst auch, sich darüber entrüsten, dass der 12.3" TFT-Touchscreen während der Fahrt nicht zu bedienen ist. Falsch. Es ist eine Sache der Einstellung.
Auch wenn viele Kollegen etwas anderes behaupten, der Touchscreen geht auch während der Fahrt.
Wenn man den Menüpunkt mal gefunden hat, kann man das System auch per Fingertipp bedienen. Das hat aber leider zwei Nachteile, erstens ist der Bildschirm dafür einfach zu weit weg und zweitens, es resultiert halt früher oder später in einem Geschmiere auf dem hochauflösenden Display. Aber immerhin, man hat die Wahl. Und auch da hat sich Mazda etwas bei gedacht, weil, sicherer ist die Bedienung via Drehschalter. Das geht nämlich ohne, dass man im Fahrbetrieb auf dem Display rumeiert und dabei evtl. auch noch Fehlbedienungen macht, welche vom eigentlichen Fahrbetrieb ablenken.
Sitze gut, Leder gut, aber leider etwas lasch konturiert.
Die Sitze sind, naja, es sind Sitze. Beheizt, klimatisiert und vielfach elektrisch verstellbar. Das sollte eigentlich für jeden passen. Sportliche Konturen jedoch sind nicht vorhanden und mal ehrlich, wozu auch. Niemand braucht einen Carbon-Schalensitz in einem SUV in der 250 PS-Klasse. In erster Linie sind die Stühle sehr weich, komfortabel und lassen sich in alle Richtungen verstellen. Etwas mehr Seitenhalt wäre aber dennoch nicht verkehrt gewesen, zumal der CX-60 auch ein paar wenige sportliche Ambitionen hat.
Viel Platz hinten, aber spürbar die billigeren Plätze.
Hinten geht die Geschichte weiter. Auch hier sind die Sitze als komfortabel und weich zu bezeichnen. Bein- und Kopffreiheit ist mehr als genug vorhanden, wer sich hier den Kopf deppert, der spielt schon Profibasketball. Ein wenig schade aber, dass hinten zwar Sitzheizung für die äusseren Plätze zu haben ist, aber keine eigene Klimazone. Und gerade mit dem grossen Glasschiebedach dürfte es dem einen oder anderen schon danach gelüsten, das Klima selbst ein wenig zu regulieren.
Viel Glas im Dach und damit ein hervorragendes Raumgefühl. Aber auch Wärme.
Sound innen: In unserem Testwagen war das System von Bose verbaut (Serie). Und hey, das reicht. Nicht, dass dieser Haufen an Lautsprechern eine Offenbarung wäre, aber das klang doch schon recht angenehm und war auch einigermassen pegelfest. Soll heissen, das ist besser als das meiste, was andere Hersteller als High-End-Premium-Soundsystem auf die Aufpreislisten packen.
Genügend Platz für einen längeren Familienurlaub.
Platz ist im CX-60 nicht so das grosse Thema. Und kein Wunder, der Schrank hat ja auch die eine oder andere Dimension, welche über dem Durchschnitt liegt. So war es absolut kein Problem, das Lichtequipment für ein anderes Shooting mal schnell in den Mazda zu packen und in Versuchung zu geraten, doch nochmal einen Reflektor und zwei Blitze in den Hintern des CX-60 zu schieben. Im Alltag macht der grosse Mazda durchaus Spass, wenn es darum geht, allen möglichen Krempel reinzupacken, den man am Schluss doch nicht braucht.
Auch genügend Platz für ein mobiles Fotostudio.
Gib mir Sechs
254 PS und 550 Nm gibt Mazda für den CX-60 im Prospekt an. Wir haben den Dicken nach der Einfahrphase auf die Rolle gespannt und die Leistung gemessen. Und es war für alle überraschend, da standen wirklich 272 PS und fast 600 Nm auf dem Protokoll. Das Triebwerk war mehr als gesund. Und nein, das war kein heimlich leistungsoptimierter Presseeimer, sondern ein Auto, welches ein Händler kurzfristig grad so am Lager hatte. Beeindruckend, Mehrleistung ab Werk.
Hier spielt der seidenfeine Reihensechszylinder das Lied der Selbstzündung.
Die zusätzliche 48-Volt Mildhybrid Unterstützung ist indes nicht spürbar. Dafür war da aber etwas hörbar, im kalten Motorzustand und bei leichten Schiebebetrieb kamen wenig charmante Kratzgeräusche aus dem Antriebsstrang. Mazda hatte bis zum Schluss nicht rausgefunden, woher das kam und auch wir hatten keinen Plan, ob dies jetzt ein Defekt, ein Bug oder Feature gewesen sein soll. Schade, das hat den ansonsten bombenfesten Eindruck des Antriebs ein wenig angedellt. Nichtsdestotrotz, ab und zu haben wir uns in der Redaktion fast schon gekabbelt, wer denn nun den grossen Japaner ins Wochenende oder auf die Langstrecke mitnehmen durfte.
Kabutt. Egal wieviel AdBlue ich reingeschüttet habe, das Steuergerät wollte davon nichts wissen.
Als richtiger Defekt hat sich das Steuergerät des AdBlue-Zulaufs herausgestellt. Trotz Nachfüllen des übelriechenden Verbrennungsoptimierungsfusels verharrte die Anzeige im Cockpit auf demselben Kilometerstand über Tage und Wochen hinweg, geholfen hat nur der Tausch desselbigen Computerkistchens. Nicht defekt, dafür aber manchmal etwas befremdlich war die selbstständige Motorreinigung. So kam es ab und an, vor, dass nach dem Start die Maschine mit bis zu 2000 Umdrehungen vor sich hingedreht hat. Man fragt sich, geht das nicht auch während der Fahrt? Abgesehen von diesen kleinen Fisimatenten hat sich die Maschine aber keine Defektpatzer erlaubt. Keine Motorenlampen oder Christbäume aus dem Nichts.
Fahren und Reisen
Der CX-60 hat ja schon im Vorfeld geglänzt. Nicht wegen der guten Lackqualität, den dezent platzierten Chromelementen aussen und der dominanten Front. Sondern auch wegen seiner nackten Zahlen, dem chilligen Innenraum und dem guten Infotainment. Die Erwartungen and die Reisequalitäten waren hoch und sie wurden tatsächlich auch noch übertroffen.
Auftritt kann er. Und das Selbstbewusstsein darin ist absolut berechtigt.
Das Reisen ist zweifelsfrei die Stärke dieses etwas pummeligen Samurais. Die Ruhe im Innenraum sucht ihresgleichen und die schlüssige Ergonomie hilft, komplett stressfrei von A nach B zu kommen. Dennoch, ab und zu zeigte der CX-60 die eine oder andere Marotte, welche uns mit einigen Fragezeichen haben wieder aussteigen lassen. So zum Beispiel geben die Fahrmodi natürlich auch einen Sportmodus her. Der kommt jedoch mit einem Kompromiss um die Ecke gejoggt, da geht nämlich der Abstandsregeltempomat nicht. Richtig, wer Sport will, muss sich selbst um die Geschwindigkeit und Abstand kümmern. Das scheint einerseits sehr konsequent, klingt aber ein wenig wie eine Trotzreaktion, welche man so eigentlich nicht haben will.
Sportmodus konsequent. Tempomat gibts hier aber nicht. Wut?
Ebenso konsequent wie trotzig, die kabellose (ungekühlte) Ladeschale fürs Handy. Solange die Maschine läuft, wird auch das Handy geladen. Ist der Diesel verstummt, dann geht sie aus. Das würde auch dann noch einigermassen Sinn machen, wenn man den Motor selber ausmacht. Aber, die Ladeschale geht auch dann aus, wenn die Start-Stop Automatik (i-Stop) den Brummer an der Ampel und auch beim Segeln in den Standbymodus versetzt, und das tut sie ziemlich oft. Mir war schon klar, dass der Diesel auf Effizienz gebürstet wurde, aber dafür gleich mal die Ladeschale ausmachen um dann vielleicht noch den einen oder anderen Milliliter Kraftstoff zu sparen? Dafür geht der Akku vom Handy umso schneller in die Fritten, das hilft ja irgendwie auch keinem was.
Nehmt das ihr Bücklinge der Konkurrenz. Wir packen da Sechse in Reihe rein, und ihr könnt nichts dagegen tun.
Trotz dieser ein wenig halb zu Ende gedachten Lösungen liebte ich den CX-60. Er war nicht nur praktisch im Alltag, er war auch sowas wie eine Oase der Entspannung. Reinsetzen, Türen zumachen, und die Welt um mich herum hat die Klappe gehalten. Und daran hat der Druck auf den Startknopf auch nicht viel geändert, im Stand ist der Reihensechser unter der langen Haube sowieso nicht zu hören. Dafür aber unter Last. Und das ist jetzt meine persönliche Meinung, aber schon der Klang dieses Diesels wäre für mich ein Kaufargument, welches die eine oder andere Macke komplett vergessen lässt. Da kommen LKW-Vibes auf.
Die kamen zu Anfang auch von der Hinterachse auf. Diese war nämlich ein wenig unausgeglichen und hat mich an einen unbeladenen Ford Transit erinnert. Der polterte und wabbelte im Heck auch etwas unbeholfen herum, ausser man packte eine Tonne Liftknöpfe in den Laderaum. Was Mazda von dieser Form der Kritik gehalten hat? Eine Menge. Die haben nämlich nicht lange gefackelt und die Stossdämpfer an der Hinterachse gegen jene eines anderen Zulieferers upgedatet. Und Zack war Ruhe im Koffer. Einmal Werkstatt bringen, Fall erledigt. Das, meine lieben Mitbewerber aus Europa, das ist auf den Kunden gehört und die Chance genutzt, um aus Fehlern zu lernen. Wenn man schon den Käufer auf der Strasse fertig testen lässt, dann hört ihm auch zu, wenn er Verbesserungsvorschläge hat. Da haben alle was davon.
Klar sind 254 PS und 550 Nm für SUV mit knapp über zwei Tonnen Leergewicht jetzt nicht wenig, aber auch nichts, was mir die Socken bis in die Kimme hochzieht. Was aber absolut beeindruckend ist, ist die Art und Weise und vor allem diese Art der Harmonie, welche der Antrieb so aus dem Kimono schüttelt. Über zweitausend Umdrehungen ist der Diesel nur dann unterwegs, wenn man denn das Gaspedal mehr als die Hälfte durchdrückt. Im normalen Fluss des Strassenverkehrs grummelt das Triebwerk konsequent mit um die tausend Umdrehungen herum vor sich hin und lässt dabei an nichts vermissen. Leistung ist genügend da, die Ruhe aber auch. Und dort scheint auch das Geheimnis der japanischen Bescheidenheit zu liegen. Mit den raffinierten Dinosauriern geht der CX-60 nämlich total geizig um. Verbräuche unter fünf Litern sind auf der Langstrecke durchaus machbar, ohne dass man zum Hindernis wird.
Jede Fahrt eine Zeit, auf die man sich freut.
Und da sind wir schon beim Thema Verbrauch. Normalerweise ein Thema, welches ich gerne mal vernachlässige, es interessiert mich halt bestenfalls gar nicht. Weil, wer Party macht und Spass haben will, der muss halt auch saufen. (Klar, man kann auch ohne viel Sprit Spass haben, aber dann muss man auch auf die eine oder andere Tonne verzichten.) Dieser Motor spielt da allerdings eine andere Geige und da muss ich jetzt wirklich drauf rumhacken. Das Auto geht wirklich gut und möchte man dies souverän nennen, ist das schon irgendwie untertrieben. Die Form der Leistungsabgabe grenzt schon fast an Überheblichkeit. Sowas kennt man sonst vielleicht noch von einem doppelt aufgeladenen W12 oder einem V8 Diesel. In der Reihensechseliga kann ich mich an keinen Motor erinnern, der dermassen im Keller zu Hause war.
Kurz, wir hatten im harten Testbetrieb auf den 50'000 Kilometern knapp sechs Liter Durchschnittsverbrauch. Und das mit vielen Höhenmetern und auch einigen Kilometern über unbegrenzte Autobahnen. Und das ist absolut bemerkenswert, nicht nur für einen 3.3 Liter Diesel mit über zwei Tonnen Gewicht. Mit solchen Werten tun sich sonst schon Autos schwer, welche eine halbe Tonne leichter und 50 Pferde ärmer sind. Und dabei leisten die sich keine Souveränität, haben dabei keine Ruhe und schon gar nicht sechs Zylinder und Allradantrieb.
Fakenews! Das sind nur zwei Plastikbecher und keine wirkliche Abgasanlage.
Fazit und Preisgestaltung

Es hat schon ein wenig geschmerzt, als ich meine letzte Fahrt im CX-60 angetreten bin. Dieser fahrende Ruhepol hat sich meinen Respekt nicht hart, sondern ganz entspannt und mit einer gesunden Portion Selbstbewusstheit verdient. Der Motor ist etwas vom Besten, was ich die letzten Jahre bewegen durfte, absolutes Traumtriebwerk, Punkt. Ich mochte den knurrenden Japaner dermassen, dass ich mir immer wieder mal überlege, mir so einen in die Garage zu packen. Davon abhalten tut mich nur mein aktueller Dailydriver, welcher halt einfach einen fast so souveränen BiTurbo-V8 beheimatet. Der hat in Summe vieles mit dem CX-60 gemein, ausser dass er die Party etwas mehr liebt und damit halt auch ein wenig mehr saufen tut. Dafür ist der aber komplett zu Ende gedacht und hat mir in den letzten 150'000 Kilometern null Probleme bereitet. Totales Luxusproblem, ich kann mir keinen Mazda CX-60 holen, weil mein "altes" Auto perfekt funktioniert. Zum Glück haben wir noch einen Mazda 3 der neuesten Generation in der Garage. Das lindert mein Dilemma ein wenig.

Auch in der Sonnenstube der Schweiz macht sich der Homura bestens.
Loslassen tut mich der CX-60 dennoch nicht. Und sollte mein Stuttgarter hier irgendwann dann doch das Zicken anfangen, dann kuck ich mir den CX-60 nochmal an. Dann gerne als Homura Plus, welcher hier in der Schweiz bei stinkfrechen CHF 77'800.00 losgeht. Und da muss ich dann auch keine Kreuzchen mehr machen, denn damit ist das Auto auch schon so voll, wie es geht. Alternativ kann man sich auch einen Jahreswagen holen, hier finde ich z.B. im hiesigen Markt ein Exemplar mit gerade mal 4'000 Kilometern auf der Uhr für 56 Kilo. Wieviel Preis-Leistung möchte ich haben? Ja.
Der Takumi Plus (ab CHF 78'750.00) wäre natürlich auch lecker und so sehr wie ich dessen weissen Innenraum (noch) mehr mag, praktisch gesehen wäre er ein kleiner Rückschritt. Weil, weisse Innenräume sind in etwas so heikel, vor allem wenn noch Kinder durchs Auto turnen.
Also ja, der CX-60 ist absolutes Kaufmaterial. Wer noch eine Sitzreihe mehr haben möchte, der kann auf den CX-80 zurückgreifen. Der sollte kaum etwas weniger gut machen als sein "kleiner" Bruder. Für den CX-60 und CX-80 spricht auch die üppige Garantie von 72 Monaten oder 150'000 km ab der ersten Inverkehrssetzung. Das ist dann ein starkes Statement von Mazda, die wissen schon, was sie tun.
Text & Bilder: Ich.
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