Der BMW M2 (G87) und sein Vorgänger (F87) - Blauweisse Liebe

Vorwort M2 (G87) vs. M2 (F87)

Stop! Bimmertime! BMWs 3.0er Reihensechszylinder mit Druckbeatmung ist ja sowas wie das ultimative Multitool. Zu finden in jeder Baureihe, ausser dem 1er (nicht mehr😑) verrichtet der Grundblock so ziemlich jede Form der gewünschten Leistungscharakteristik souverän, in Summe mein Lieblingsmotor aus dem Münchner Traditionshaus und eigentlich jetzt schon eine Legende. Ob als zahmer 335er mit 306 PS bis hin zum M4 mit 551 PS. Sogar in dem Trekker von INEOS findet sich die Maschine. Kann halt einfach irgendwie alles. Auch Tuningexzesse bis 1'000 PS. Der nächste 2JZ? 

Was denn?

Der M2 kam irgendwie überraschend. Der M140i war schon ne Nummer, der 240i ebenfalls, aber die Lücke zum sowieso schon vehement geilen M3 wollte ja irgendwie gefüllt sein. Da war ein M2 ziemlich offensichtlich, aber wie soll man einen M2 "schlechter" machen wie einen M3/M4, aber spürbar besser als ein M235 oder M240i? Naja, das hat irgendwie nicht so gut geklappt, der M2 wurde zu gut, um ein schlechterer M3 zu sein. In Summe war und ist der M2, je nachdem, was man für Prämissen hat, der beste M3 den man kaufen kann. Ha! Das muss man erstmal schaffen. BMW hat sich selber nicht nur ins linke Knie, sondern auch noch in den rechten Fuss geschossen. Zum zweiten Mal. 

Weiss? Weiss nicht. 

Long Beach Blue? Oh ja Bitte!

Laufleistung

Der Weisse hier war ein Presseauto mit etwas weniger als 5'000 Kilometern. Der Blaue hatte schon knapp 40'000 Kilometer drauf, welche man ihm aber nicht angesehen oder gespürt hat. Beide, wie neu. 

Wie weit?

Waren dann doch so ca. 700 Kilometer mit dem Weissen. Mit dem Blauen waren's vermutlich nur so um die 400, aber die waren umso intensiver, weil da kein Presse-GPS drauf lief. Tihi!

Erster Eindruck

Weiss: Mjiäää..., mir gefiel der Vorgänger tatsächlich besser. Also, optisch. Die aktuelle Designsprache von BMW ist mir etwas zu Stormtrooper - mässig. Aber, das ist Geschmackssache, der aktuelle Emmzwei glänzt ebenfalls mit einem Arsch von einem Brauereigaul und hat Präsenz. TROTZDEM dass er nicht die Kühlernieren in den Ausmassen von zwei Autobahntunnel hat. Im Grundsatz nicht hässlich, aber auch nicht zum Niederknien schön. Auch ist mir persönlich einfach etwas zu viel Luft rund um die Räder. Punkte für Blau. Weil...

Blau: Wauzi! Das steht schon ziemlich entschlossen da, mit den breiten Radhäusern und dem dicken Hintern wirkt das ernsthaft. Tatsächlich, und gerade in dieser Farbe, ein hübsches KFZ und definitiv ein Future Classic. Würd ich mir so gerne in die Garage stellen. 

Zur Relativierung, der Blaue wurde mittels einer dezenten Fahrwerksoptimierung ein paar Zentimeter dem Asphalt nähergebracht. Ansonsten Serie. 

Du Arsch!

Du Riesenarsch!

Innenräume der Bimmerträume

Blau: Ja, das waren doch einfach noch schöne Zeiten. Runde Analoginstrumente für Geschwindigkeit, Drehzahl, Öltemperatur und verbleibender Tankinhalt. Brauchts mehr? Nö, reicht vollkommen für ein Fahrspielzeug. 

Analoginstrumente, Schalter und Regler, optimal geschmacksneutral. 

Traumhafte Stühle hier. Die Sitze sehen auf den ersten Blick ein wenig simpel aus, sind aber anschmiegsam und vor allem, in Konturen ausreichend verstellbar. Und das ist in Summe eine perfekte Adaption zu einem Auto, welches den Fahrer dermassen zulabert wie ein Podcaster auf Koks. 

Sitze? 9.9/10.

Materialien sind da und grad noch so OK, das Leder ist dick, robust und dort, wo keines ist, aber so aussieht, als ob, da findet sich geschäumter Kunststoff, der die Konturen der toten Kuh gekonnt imitiert. Auch sind an Sitzen, Türtafeln und Teppichen farbige Ziernähte zu finden, welche konturenbetont die M-Farben im in der Fahrerkanzel versprühen. Alles in allem sehr nett, zweckmässig und wertig. Aber, der "Alte" kann die Zeit, aus welcher er stammt, nicht verleugnen, gefühlt ist das Innenraumdesign nicht eine, sondern mindestens zwei Generationen alt. Geht dennoch klar. Mir (Weiss)wurscht. 

Klassisch, praktisch, gut. 

Weiss: Der Innenraum ist grosses Kino. Die Zeiten der klassischen BMW-Analog-Armaturen sind endgültig vorbei und das ist schweineschade. Aber, es wäre falsch von Rückschritt zu sprechen, was die Materialien, Haptik und Wertigkeit anbelangt ist im Vergleich zum Vorgänger ein ziemlicher Sprung zu spüren. Nicht mehr dieses eher grob texturierte Leder, und scharf gezeichnete Zierteile, welche hie und da etwas willkommenen Kontrast in den Innenraum bringen. 

Bunte Informationsflut.

Die Evolution ist spürbar, eigentlich ist das ein M2 Evo 2. BMW hat sich beim aktuellen M2 auf alles besinnt, was beim "alten" gut war, und hat dort gefeilt und verfeinert, wo es nötig war. Geblieben sind eine idiotensichere Ergonomie, ein kompaktes Raumgefühl und eine akzeptable Übersicht. Dazugekommen ist eine Menge Ambiente, ein Hauch von Luxus und die nötige Moderne in Design und Material. In Summe, ein schöner Platz zum Sein, egal ob auf dem Arbeitsweg, auf dem Alpenpass oder am Trackday. 

Sitze? 10/10!

Bei den Sitzen legt BMW die Messlatte seit Jahrzehnten generell recht hoch an. Und da sind die Stühle im neuen G87 keine Ausnahme. Auch hier, alles sinnvoll und effektiv verstellbar, ausreichend konturiert, aber dennoch komfortabel genug für die Langstrecke. Wo der Neue einen Extrapunkt holt, ist im Design und der Verarbeitung. Die Nähte sind noch etwas feiner und ein wenig Steppung hie und da lässt einen Hauch von Luxus vermuten. In Summe ein toller Universalsitz für alle Schandtaten. 

Displays, Ambientebeleuchtung, optimal digital. 

Natürlich lässt die Digitalisierung auch den M2 nicht verschont. Dem Display seine Mutter thront auf dem Armaturenträger und bombt Fahrer und Beifahrer mit einer Flut von Informationen ins Jahr 2039. Und obwohl die grafische Aufbereitung durchaus gefällt stellt sich mir besonders interessante Frage: Wieso so viel? Ich persönlich wünsche mir gerade für die anspruchsvollen Fahrten sowas wie ein Minimalistenmodus. Drehzahl, Geschwindigkeit und Öltemperatur. Tankinhalt wäre auch nett, wenn er dann in Richtung Abspann geht. Die alles bitte in der Schriftart Arial fett und doppelter Schriftgrösse. Oder, und ich bin mir absolut sicher, dass das möglich wäre, bitte die analogen Armaturen der alten BMW's digitalisieren und aufs Display bringen. Büddebüddebüdde!!!

Die ersten Meter

Blau: Oh, das klingt schonmal recht spannend, was da aus den vier Resonanzrohren im Heck dringt. Und das charakteristische Knurren unter Teillast schmeckt auch. Geiler Antritt. Und auch ohne Sport+ hängt der Blaumann toll am Gas. Jetzt schon klar, geiler Motor. 

Kurven? Bitte quer reinschieben. 

Weiss: Deja-vu! Das ist dann aber, wenn überhaupt, eine eher homöopathische Form der Optimierung. Klingt gleich und fühlt sich bis auf die Lenkung ziemlich genau gleich an. Klang? Gefühlt etwas verhaltener (OPF) und vielleicht auch etwas synthetischer. Knurrt da noch irgendwo ein Soundgenerator rein? Wenn ja, nicht so schlimm. Klingt gut. 

Nach zehn Kilometern

Blau: So, die Maschine wird langsam warm und die Drehzahlen klettern langsam in die Spasszone. Twinscrollturbo sei Dank, ist das Turboloch eher ein Turbolöchlein und der Sechszylinder tritt dem kleinen M mit Anlauf und gummiartigem Drehmoment in den dicken Hintern. Wobei, dick ist nur die Optik, spürbar ist gewichtstechnisch nicht viel und der Dreiliter hat leichtes Spiel mit der ganzen Fuhre (je nach Ausstattung nur 1.5 Tonnen). 

Pässefeile.

Weiss: Nett hier. Die Spreizung des Fahrwerks gibt zumindest gefühlt mehr her, als beim Vorgänger. Im Comfort Modus ist die Fuhre spürbar sanfter, etwas weniger responsiv und auch nicht ganz so aufdringlich. Das gilt auch für den Sound, da kommt definitiv weniger. Dennoch, das macht Lust auf mehr und ich blinzle immer wieder mal in Richtung Temperaturanzeige. Wirds bald? Da ist ja meine Fritteuse schneller im Öl ankochen. 

Tracktool.

Multimediaplunder

In beiden Autos war das optionale Harman Kardon Soundsystem verbaut und das ist frei von Zweifeln. Die Bedienung im "Alten" geschieht noch hauptsächlich über den Drehsteller in gewohnter iDrive Manier. Im Neuen ist die Bedienung natürlich schon eher touchlastig ausgelegt. Und das macht's nicht immer besser, die umfangreiche Funktions- und Menüstruktur macht dem Fahrer das Leben vielfach eher schwerer als leichter. Dennoch, das ganze Konstrukt ist so logisch aufgebaut, wie's vermutlich ging. Und mal ehrlich, das pegelt man einmal ein und dann klingt das in Ladedruckpausen auch wirklich sehr solide und drückt gut auf die Brust. 

Die Fahrt

Weiss: Ich fasse das Auto in der Tiefgarage der Redaktion aus und fahre erstmal 100 Kilometer Autobahn nach Hause. Und das macht der M2 wie jedes andere Auto auch. Und dank dem einen oder anderen Assistenten macht er das auch sehr entspannt und unaufdringlich. So wie es eben nur ein grosser und vor allem, gut aufgeladener Reihensechszylinder machen kann. Dazu, das Getriebe schaltet im Nicht-Sportmodus absolut unmerklich. Erstaunlich, der M2 hat Reisequalitäten. 

Ich kann es auch nicht lassen. Obwohl ich am Tag darauf recht früh raus muss, schicke ich den weissen noch für 30 Minuten auf meine Heimstrecke in die Flumserberge. Und, das bockt extremstens, das Auto ist abgesehen von der üppigen Leistungsabgabe so agil, dass ich fast schon ein bisschen geil werde. Die eine oder andere Kurve hat ja schon sowas wie einen jahrelang gesetzten Benchmark. Und die packt der M2 ganz locker, um nicht zu sagen, dass da vielleicht noch 10 km/h mehr gegangen wären. Die Bremse indes hätte das auch lachend weggesteckt, aber ich war an dem Abend einfach nicht in der Stimmung, um der Presseabteilung von BMW den Verlust eines ihrer Autos aus nem Krankenwagen zu beichten. 

Zurück nach Hause, über eine mir ebenfalls sehr vertraute Landstrasse. Und die war leer, allerdings nicht frei von dem Zweifel, ob da denn nicht noch so einer jener extrem teuren Kameras rumsteht, welche Einzahlungsscheine via Handynetz automatisiert verschickt. Das war hart, denn dieser M2 verleitet zur massiven Geschwindigkeitsübertretung wie kaum ein anderes Auto. Ach Fuck alles. 

Der Tag danach. Ich mache mich auf den Weg nach Frankreich, genauer gesagt, nach Anneau du Rhin. Dort soll der Bimmer nämlich nicht nur auf der Strecke performen, er ist auch noch als Instruktor-Auto eingeteilt. Und da hat er einen schweren Stand, da kurven 911er, R8's und auch sonst noch einige ambitionierte Tracktools auf der Strecke rum.

Aber erstmal, da hinkommen. Da waren gefühlt 90 Prozent des Weges Autobahnen. Also, Tempomatgefilde. Aber, die letzten Kilometer bis zur Einfahrt des Rennstreckengeländes waren nochmal von Pappeln und Büschen gesäumte Landstrasse. Und leck mich doch am Zückerli, kriegste vom M2 dermassen eine gewatscht, es ist schon nicht mehr feierlich. Zum zweiten Mal innert vierundzwanzig Stunden sind sich mein rechter Fuss und mein Verstand so gar nicht einig. Möchte ich Post aus Frankreich (in französisch!), oder eben eines jener Erlebnisse, welche sich so richtig tief ins Gehirn hineinbrennen? Ich entscheide mich für Zweiteres und lasse der Maschine alle Freiheit. Gott, möchte ich dieses Auto haben! Mir doch egal, dass er aussieht, wie ein Stormtrooper mit schwarzen Socken und Crocks. 

Auf der Rennstrecke funktioniert der M2 unglaublich gut!

Blau: "Hier, da ist der Schlüssel. Pass auf, mach erstmal die Reifen hinten warm.". So ein Schmarrn. Man wird ja mit der Zeit etwas verwöhnt, 370+ PS sind ja keine Weltmacht, das reicht ja grad so, um dafür zu sorgen, dass die Tiefkühlprodukte im Kofferraum nicht zur Sau gehen, bevor man zu Hause ist. Also, erstmal warmfahren alles hier. Und das geht ganz einfach, hier ist nämlich eine Öltemperaturanzeige an Bord. Immer, die lässt sich nicht wegklicken. Genauso wie das ESP, raus damit, Sport PLUS. 

Und dann ist der Hobel auch mal warm. Passt perfekt, ich befinde mich gerade auf der ersten Steigung an meine Heimstrecke. Doch, Moment. Stopp! Das Doppelkupplungsgetriebe ist irgendwie anders. Also, so gar nicht wie ein DKG, mit durchgehender Zugkraft ohne irgendwelchen Zickereien. Nope, hier wird dir jeder Gang so richtig mit Chili ins Kreuz gewürzt, Schaltvorgänge sind kein Geheimnis, das darf jeder wissen. Und das macht diesen M2 zu einem absoluten Komiker, vom zweiten in den dritten Gang unter Volllast kickt das Heck vor allem in leichten Kurven dezent nach aussen, nur um sich dann ohne grosses Zutun des Fahrers wieder in die Fahrbahn einzusortieren. Und dabei hilft auch diese absolut beste Lenkung in dieser Fahrzeugklasse. Subjektiv kann ich dieses Lenkverhalten einem 911er der gehobenen Preisklasse attestieren, herrlich!

Trotz "nur" 370 PS auf der Hinterachse, die Balance, die Kommunikation und vor allem, das Mass an Feedback ist einfach bombastisch. Das letzte Mal, dass ich an einem Auto so viel Rückmeldung erfahren habe, war in einem Allradler auf Schnee. Und das geht einher mit dem Spass, welcher solch ein Auto machen kann. Es macht süchtig und lässt gerne mal die geltenden Gesetze vergessen, welche in dem Land so herrschen. Rrrrr..... 🤤

Weg da!

Doch, ich bin auf einer öffentlichen Strasse. Und da liegt der Krux in dem M2 der ersten Generation. Dass das Auto von einem Leistungsdaten her gesehen flott ist, das bedarf keiner Probefahrt. Und da gibt es so mach andere, welche dieselben Leistung zu Gewicht - Proportionen bietet. Aber Zahlen, naja, das ist halt einfach Stammtischgeschwurbel. Ja, da M3 Touring hat viel mehr Leistung. Der M5 CS geht schneller um die Nordschleife rum. Aber die Menge an Emotionen, die lässt sich nicht in Zahlen fassen. Dieser M2, der pimpert die eigenen Massstäbe nochmal anders zurecht. Das Auto ist auf der Heimstrecke, auf dem täglichen Arbeitsweg und vermutlich auch auf der Rennstrecke, das (finanzielle) Mass der Dinge. Und jap, ein 911er GT3 RS mag in vielen Belangen schneller und nochmal ein Quentchen emotionaler sein, aber der kost einfach auch das Vielfache. Und ist dabei nicht vielfach besser, schneller oder pflegeleichter. 

Im (in)direkten Vergleich - Ein Hin und Her

Auf der Strecke funktioniert der neue M2 hervorragend. Und das tut er auch im Alltag, dann wenn man gerade nicht das Messer zwischen den Zähnen hat und einfach nur von A nach B kommen möchte. Dazwischen kann man auch gerne mal den ganz grossen Otto los machen. Das ist wirklich schnell, sehr spassig und vor allem akustisch mehr als ansprechend für ein Auto dieser Performanceklasse. Vor allem aber, da kann man auch mal zur Renstrecke fahren, dort eine Menge Sprit in die Landschaft pusten und am Schluss mit einem Nicht-kaputten Auto wieder nach Hause fahren. Das ist nicht selbstverständlich, eine Menge anderer sogenannter Kompakt-Performer kämpfen nach so einem Tag schon mit verkochten Bremsen oder anderen Wehwechen. Stabil, so liesse sich der neue M2 in einem Wort beschreiben. 

Auf der Heimstrecke macht der "alte" M2 nicht nur alles richtig, er rückt auch den persönlichen Fokus an Ansprüchen an ein Spassgerät zurecht. Das Auto ist superagil und dermassen spielerisch, dass man nur zum Schluss kommen kann, dass hier mit voller Absicht ein Spielzeug für Erwachsene gebaut wurde. Und das ist ein wenig paradox, der "alte" M2 ist nichts für kleine Bengels, da muss man schon ein einigermassen gefestigtes Gemüt haben, um den kompakten Bayern nicht unter einem Heidenlärm in einem Waldstück grosszügig zu verteilen und sich dabei eine Menge Aua am Ringfinger zu machen. 

Die Pummelfee? 

Der Kantekobold? 

Und da ist der neue M2 auch keine Ausnahme. Auch die Pummelfee mag keine ungestümen Lenker und verlangt nach einer genauso entschlossenen wie bedachten Hand. Gerade die Lenkung neigt ein wenig dazu, das eine oder andere zu verschweigen und das ist total OK, wenn man mal kurz zum Kiosk fährt, um in ein Päckchen Kaugummi zu investieren. Picobello auf einer Rennstrecke mit dem Strassenbelag in der Qualität eines Billardtisches. Aber auf eben jener Heimstrecke, wo durchaus mal ein Fetzen Asphalt noch auch aus dem letzten Jahrtausend stammt, wenn überhaupt noch da, da wäre ein wenig mehr Kommunikation aus dem Achsengebälk manchmal hilfreich. Und das ist jetzt auf extrem hohem Niveau rumgebitched, der neue M2 macht das immer noch besser als die allermeisten Mitbewerber aus seiner Klasse. Und bockt dabei auch noch wie Sau. Er mag vielleicht ein wenig verschwiegener sein als der alte, aber Lügereien sind ihm absolut fern. 

Verpackung A. 

Verpackung B. 

So, was machen wir denn nun mit all diesen Erkenntnissen? Kurz: wo M2 draufsteht, ist auch M2 drin. Und das passt, denn der Nachfolger hat nichts falsch gemacht, was der alte schon extremst richtig gemacht hat. Ich bin immer noch der Meinung, ein M2 ist der bessere M3 für all jene, welche nicht zwei Türen mehr benötigen. Der alte wie auch der neue sind beide spürbar agiler, kommunikativer und vor allem der ältere der beiden fühlt sich einfach noch ein wenig leichtfüssiger an, trotzdem (oder gerade deswegen) dass er weniger Leistung hat. Als Fahrerauto punktet der Ur-M2 (dieser alte Eimer) rundum, totales Spielzeug und vor allem, Bombenantrieb mit Charakter. 

Der neue ist halt der Neue. Man sieht Fortschritte im Innenraum, in der Antriebstechnik und sowieso mehr Leistung, so geht Evolution. Und damit hatte er nicht unbedingt leichtes Spiel auf dem sowieso schon ziemlich fruchtbaren Boden, welchen der alte sowieso schon üppig beackert hat. Was dem Neuen fehlt, und das mag an der (meiner?) Gewöhnung an den alten liegen, das ist das letzte Quentchen Charakter, Cojones, er hat einfach nicht so sehr einen Nagel im Kopf. Dennoch, der Neue macht so gar nichts falsch und vor allem, Gott und den Bayern sein Dank, hat er eben immer noch diesen Dreiliter-Turbo vorne drin. Die Maschine ist einfach ein Meisterstück der Ingenieurskunst und hebt den M2 meilenweit von jedem AMG oder VAG-Konstrukt mit Vierzylinderturbo ab. 

Fazit

Es ist nicht leicht. Und genau da liegt der Hund in der Pfanne im Pfeffer. Leichtigkeit gewinnt immer, wenn es darum geht, Fahrspass an das Popometer zu funken. Das macht der Alte einfach besser, ehrlicher und auch mit viel weniger Filtern. Der G87 ist roher, in vielerlei Hinsicht. Das Fahrverhalten, die analogen Armaturen, das etwas gröbere Getriebe, die dezent instabilere Hinterachse, in Summe ist er einfach näher am Fahrer dran und verteilt auch gerne liebevolle Watschen, sollte man ihm nicht wirklich zuhören.  

Track. Geht!

Alpenpass? Geht!

Der Neue kann dafür besser reisen. Er ist in Summe halt einfach moderner ausgestattet, bietet eine etwas breitere Spreizung in Fahrwerks- und Motorencharakteristik. Und ja, auch er verleitet zu Schabernack und verzeiht diese, zumindest gefühlt, auch eher. Aber der Schein trügt, der Evolution geschuldet, hat er einfach noch etwas mehr Speck an der Wampe und die filtert. Er lässt den Fahrer etwas länger in Ruhe, bevor er dann eben doch auch eine Watsche austeilt. Manchmal wäre es aber tatsächlich zielführender, wenn die ungefilterte Wahrheit früh genug kommuniziert wird. Das irgendwo in diesen riesigen Displays voll mit Content ein kleines oranges Symbol vor sich hinblinkt, hilft da weniger, als eben ein kleiner Kick aus den Seitenwangen von einem soweiso sensationellen Sitz. In Summe: es tut wirklich fast schon weh, diese Form an Kritik an den Neuen zu richten. Aber, das ist wie bei Rambo und vielen anderen Fimreihen. Der erste Teil ist meistens der Beste. 

Kaufen?

Jetzt wird's ganz einfach. Der Alte ist absolutes Kaufmaterial. Gut gewartete Exemplare mit Servicehistorie und einigermassen gesetzten Vorbesitzern finden sich immer wieder zu vernünftigen Preisen in Neuwagenzustand (abgesehen von den Tuningopfern). Und das zu einem Bruchteil des Preises eines neuen Stormtrooper-M2. Wer die Geduld der Lieferzeit von einem fabrikneuen M2 aufbringen kann, der findet in dieser Zeit auch einen guten Gebrauchten der ersten Generation. Und hat damit den Spass seines Lebens, auf der Heimstrecke, auf dem Track oder wenn's denn sein muss, auch auf dem Weg nach Monaco. 

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Text & Bilder: Ich.